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  • AutorenbildYumymamy

Der Dachbodenfund Kapitel 26 Unveröffentlichter Roman


*26*

Der Wecker um 3 Uhr früh traf mich dann wie ein Keulenschlag, schön war jedoch, dass ich die Kinder widererwarten schnell munter bekam, die Aufregung trieb sie aus den Federn. Nach einer Tasse Kaffee machten wir uns auf den Weg zum Flughafen und Wolfgang nervte mich auf der Fahrt mit Fragen wie:“Hast du auch alle Fenster verschlossen?“ „Wer leert eigentlich den Briefkasten?“ „Hast du meine Sonnenbrille eingepackt?“ und „Sind die Flugtickets griffbereit?“ Meine Güte, der Mann konnte einen wirklich nervös machen! Warum musste überhaupt immer ich an alles denken? Konnte er nicht die Fenster kontrollieren? Seine Sonnenbrille einstecken? Und die Nachbarn um‘s Blumengießen bitten? Nein, natürlich nicht, er dachte gar nicht daran. Erst zwei Stunden vor Abflug auf der Schnellstraße zum Airport fallen ihm solche Sachen ein! Und wehe, ich habe tatsächlich etwas vergessen, das bekomme ich dann von ihm bis ans Lebensende auf’s Butterbrot geschmiert! Im Ernstfall ist es sowieso egal, ob ich oder er die Verantwortung getragen hat. Am Ende bin doch immer ich die Schuldige, so oder so! Die Batterie der Kamera ist leer? Cornelia hat den Apperat mal wieder nicht ausgeschaltet und somit entsaftet. Wolfgang hat zwei Kilo mehr auf der Waage? Cornelia kocht zu fett. Herr Doktor wird wegen abgelaufener TÜV-Plakette von der Polizei angehalten? Da hätte Cornelia doch schon vor 3 Monaten dran denken müssen! Ich kann machen, was ich will, es ist, zumindest wenn etwas schief geht, immer verkehrt! Deshalb geriet ich auch auf besagter Autofahrt bei der Frage nach den Flugtickets in Schweißausbrüche und wühlte hektisch in den Tiefen meiner Tasche, um dann erleichtert festzustellen, dass tatsächlich alles dabei war. Wie eigentlich immer! Beruhigt schlenderte ich mit den Kindern ein wenig auf dem Flughafen umher, während Wolfgang eincheckte. Das heißt, er versuchte, einzuchecken. Tatsächlich winkte er mich hektisch mit einem hochroten Kopf heran, scheinbar gab es etwas Wichtiges zu besprechen. Ich ahnte schon, was, fehlte doch mein Ticket…jetzt war es soweit, die Sache kam auf den Tisch. Stattdessen: „Die Maschine ist vor einer halben Stunde gestartet! Ohne uns!“ informierte er mich fassungslos. Ganz schlechter Witz, aber weder er noch die nette Bodenstewardess am Schalter lachten. Es schien also ernst zu sein. „Das gibt es doch gar nicht, wieso das? Das Reisebüro sagte mir, das Flugzeug würde um 6:30 Uhr gehen!“ Ich war nahezu sprachlos und konnte die Situation gar nicht richtig einschätzen. Was bedeutete das jetzt? Der Charterflug war ohne meine drei nach Spanien abgeflogen? Hieß das jetzt, Urlaub adé? Es stellte sich heraus, dass der Abflug laut Ticket und Plan tatsächlich bereits um 4:00 Uhr erfolgt war, die Information von meinem Reisebüro war veraltet. Ich muss zugeben, dass ich wirklich nicht noch einmal die Angaben des Tickets verglichen hatte, es kam mir gar nicht in den Sinn, dass sich etwas geändert haben könnte! Ja, in diesem Fall musste ich nun allerdings Wolfgangs Schuldzuweisungen zähneknirschend akzeptieren… Wir hatten Glück im Unglück, denn in 20 Minuten sollte eine zweite Maschine nach Fuerteventura abheben, das Checkin wurde hektisch und endlich fiel Wolfgang auch mein fehlendes Ticket auf. „Schatz, Dein Ticket!“ raunte er mir über die Schulter zu, während die Dame von der Fluggesellschaft eifrig versuchte, noch ein paar freie Plätze ausfindig zu machen. Das es nur noch ein paar unzusammenhängende Raucherplätze (jaaa-die gab es damals tatsächlich noch- Anmerkung der Autorin) mit wenig Beinfreiheit gab, brauche ich wohl nicht zu erwähnen…. „Schatz, ich fliege nicht mit!“ raunte ich zurück und drückte meine beiden Mäuse noch einmal ganz fest an mich. „Mama kommt nicht mit in den Urlaub-sie muss sich einmal richtig von euch kleinen Quälgeistern erholen!“ Mir blutete das Herz bei diesen Worten und beim Blick in ihre enttäuschten Gesichter! Als sie dann noch anfingen zu jammern: „…aber wir wollen nicht allein mit Papa in Urlaub fahren! Der macht immer alles ganz anders als du!“, fühlte ich mich wie eine Rabenmutter. Richtig schlecht. Mies. Egoistisch und gemein. Aber es war zu spät. Das Ticket storniert und die Reise umgebucht. Wolfgang und die Kinder flogen nach Spanien, ich nach Griechenland. Allein. Einsam. Die betrogene Ehefrau. Hässlich und klein. Wolfgang war mehr als entgeistert. Seine Reaktion war eine kleine Entschädigung für meine Gewissensbisse den Kindern gegenüber. „Du kommst nicht mit? Warum??“ „Das muss ich dir ja wohl nicht erzählen!“ antwortete ich knapp. „Ich glaube einfach, dass es dir einmal gut tut, ungestörte Zeit mit deinen Kindern zu verbringen. Vielleicht merkst du dann, dass du Verantwortung für sie hast und was du kaputt machst!“ „Ja, aber wieso…und was soll ich machen, wenn die Kinder Durchfall kriegen?? Was ist denn los?!?“ Ich gab Sina und Lena einen Kuss und bugsierte sie Richtung Sicherheitskontrolle mit dem Versprechen, sie so bald wie möglich anzurufen. Weil der Flug nun auch schon aufgerufen wurde, musste der sichtlich irritierte Wolfgang, den ich noch schnell mit den Proviantrucksäcken und Spielzeugkoffern beladen hatte, hinter den Kindern hereilen, einem Urlaub der ganz unerwarteten Art entgegen….

Wie mein Urlaub weiterlief, das gibt es in Kapitel 27, bald hier im Blog!


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