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  • AutorenbildYumymamy

Der Dachbodenfund Kapitel 25 Unveröffentlichter Roman


*25*

Natürlich habe ich Wolfgang am nächsten Morgen auf seinen gestrigen Abend angesprochen, aber er hatte es extrem eilig, wegzukommen und murmelte nur etwas von einem knappen Sieg und Knieproblemen im letzten Satz. Mehr war aus ihm nicht rauszukriegen. Und dann war da endlich die ersehnte Nachricht auf seiner Handymailbox! So gegen 10.30 Uhr (eine Zeit, in der die gemeine Hausfrau und Mutter schon ihr halbes Arbeitspensum geschafft, die ordinäre Mätresse hingegen sich gerade einmal die Schlafmaske von den Augen geschoben und sich in ihrer edlen Satinbettwäsche gereckt und gestreckt hat!!). Es war niederschmetternd! Nach 10 Jahren Ehe musste ich mir anhören, wie eine fremde Frau meinem Mann ins Handy hauchte, wie schön der Abend gewesen sei und dass sie gar nicht wüsste, wie sie die nächsten drei Wochen ohne ihn überstehen solle!! Er könne unbeschreiblich gut küssen!! Schrieb sie das über den Wolfgang, den ich kannte?? Da soll sie bitteschön mal die Kirche im Dorf lassen!! Das letzte Mal, als er mich küsste, war Weihnachten- ein Luftkuss zum Abschied, als ich und die Kinder im Auto auf dem Weg zu meinen Eltern um die Straßenecke bog- ich sah es gerade noch im Rückspiegel! Den Rest des Vormittages verbrachte ich heulend im Bett. Dann jagte ich unser Hochzeitsfoto durch den Aktenvernichter, wusch Wolfgangs Boxershorts auf 95 Grad und mischte Enthaarungscreme in sein Shampoo. Ich war verzweifelt und wütend! Ja, vor allem wütend! Wie konnte er mir das antun? Warum waren Männer solche…Schweine? Ich ziehe im die Kinder groß, wasche seine Wäsche, höre mir täglich seinen langweiligen Praxiskram an – und was ist der Dank? Amüsiert sich woanders! Während ich seine Unterhosen zusammenfalte und dabei Rosamunde Pilcher-Schnulzen im Fernsehen sehe, lebt er genau diese! Ich schmachte dahin, wenn der Landarzt die sich in die Region verirrte Finanzmanagerin aus der Stadt küsst, zur gleichen Zeit begnügt sich mein Mann nicht allein mit Zuschauen und hält eine andere Frau im Arm! Und nun?!? Ich weiß nicht, was andere tun würden, ich für meinen Teil tat Folgendes:

  • Ich steckte einen der unzähligen Abzüge unseres Hochzeitsfotos zurück in den Rahmen

  • Ich besorgte Wolfgang neue Boxershorts

  • Ich warf das Enthaarugshampoo in den Müll

  • Ich stornierte mein Flugticket ins Cluburlaubparadies

Dann war es so weit. Abreisetag. Stressig, wie Pauschalreisen nun einmal sind. Zunächst das frühe Aufstehen. Um 6.30 Uhr sollte „unser“ Flug gehen. Ich hatte bis spät abends das Gepäck zusammengestellt- Koffer für uns (einen für Wolfgang, einen für mich und einen für die Kinder), Tasche mit Proviant für unterwegs, Rucksäcke mit Spielzeug, Büchern, und Malblocks sowie meine Handtasche (Handsack würde besser zu diesem Großraumwunder passen!). Wolfgang bekam von alledem nichts mit, er schlief frühzeitig den Schlaf der Gerechten. Er versteht nie meine Hektik und meint, man könne die ganze Sache auch lockerer angehen. Würden wir das tun gehe ich aber davon aus, dass wir mit abgelaufenen Pässen und mit vor Durst jammernden Kindern am Flughafen nach unserem dritten Koffer suchen würden, den wir gar nicht gepackt, geschweige denn mitgenommen hätten… Wie gesagt, ich bevorzuge einen reibungslosen Reiseablauf, denn schließlich sollte der Urlaub ja schon bei der Aneise beginnen! Und so nahm denn lieber ich wie jedes Jahr das Zepter in die Hand.

Ob alle Beteiligten nun wirklich gemeinsam auf Reisen gingen, das demnächst hier in Kap. 26!


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