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Ich habe mir in den letzten Tagen einmal die Mühe gemacht, meine Ehe eingehend unter die Lupe zu nehmen. Wie war es damals, wie ist es heute?
Die Zeit vor der Ehe:
Ein Feuerwerk an Gefühlen-Herzklopfen bis kurz vorm Kreislaufzusammenbruch
Candlelight-Dinner mit Champagner-vor Aufregung keinen Bissen herunter bekommen
Gänsehaut schon beim Händchenhalten
Stundenlange Schönheitsrituale vor einem Treffen und sei es nur auf einen Kaffee in der Mittagspause
Täglich mindestens 3 Telefonate, eines davon inklusive Telefonsex
Sehnsucht, wenn man sich drei Tage hintereinander nicht sah
BH und Höschen passten IMMER zusammen
Er schenkte mir Schmuck, ich ihm selbstgebastelte Adventskalender und Lippenstiftgrüße am Badezimmerspiegel
Egal, was er erzählte, es war immer interessant
Ich küsste ihn, auch wenn er am Vorabend griechisch essen war
Sex, Sex und noch mehr Sex
Die Zeit nach 10 Jahren Ehe:
Bei intensivem Herzklopfen würde heute sofort ein Termin beim Internisten gemacht
Beim Candlelight-Dinner esse ich für zwei, inklusive Vorspeise und Dessert
Candlelight-Dinner?!? Was war das noch gleich??
Wir halten nicht mehr Händchen und Gänsehaut bekomme ich höchstens, wenn ich im Winter aus der Dusche steige
Im Bett trage ich Flanellpyjamas
Anrufe von ihm kommen selten und ich ertappe mich dabei, auch gar nicht darauf zu warten –ziehe ein Telefonat mit meiner Mutter vor
Er schenkt mir zu Weihnachten die Kamera, die er sich schon immer gewünscht hat
Ich schenke ihm zu Weihnachten einen Gutschein, den er nie einlösen wird
Seine Geschichten kenne ich auswendig und ziehe das Vorabendprogramm im ZDF einer Unterhaltung vor
Er geht eine Woche segeln und ich genieße meine Ruhe
Sex hatten wir zum letzte Mal an meinem Geburtstag-dem 30sten.
Es scheint so, als sollte ich tatsächlich mal wieder etwas Schwung in meine Ehe bringen. Nur wie? Vielleicht neue Dessous? Das letzte Mal, als ich mich Wolfgang in Strapsen präsentierte, blickte er hinter seiner Zeitung auf und fragte, ob das Kostüm nicht zu freizügig sei?!? Ich werde mir ein paar Gedanken machen, während ich ein sicheres Versteck für meine neuen Tupper-Errungenschaften suche, bevor Wolfgang sie entdeckt. Er hasst es, wenn dieser Plastikkram unsere Küchenschränke verstopft. Ich ja eigentlich auch, aber ich schaffe es einfach nie, auf so einer Tupper-Party „Nein“ zu sagen und nichts zu bestellen. Ich fühle mich irgendwie der Gastgeberin verpflichtet, die sich so viel Mühe mit der Bewirtung macht. Und der Tupper-Repräsentantin, die uns Hausfrauen mit frisch manikürten Nägeln die Vorzüge ihrer Plastik-Ware anpreist. Und den Kindern, die es verdient haben, ihr Schulbrot in auslauf- und bruchsicheren Behältnissen zu transportieren! Auf die letzte Tupper-Party (gibt es die heute eigentlich noch?? Oder werde ich nur nicht mehr eingeladen?? Anmerkung der Autorin) geriet ich allerdings sowieso nur auf Grund eines blöden Missverständnisses…aber das beim nächsten Mal, in
…Kapitel 7, hier im Blog!