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DACHBODENFUND

 

Unvollendeter und unveröffentlichter Roman ohne Titel aus dem Jahre 2008 (heute wahrscheinlich im Wert um das 10-fache gestiegen!!) Exklusiv für Euch! Alle Personen und Handlungen

sind frei erfunden und Ähnlichkeiten reiner Zufall!!!
 

Die weiteren Kapitel befinden sich dann in der Rubrik "Blog"!

 

 

*1*

 

 

Während ich im Krankenhaus liege und mich seelisch auf die Narkose für meine Krampfader-OP vorbereite, lese ich seit langer Zeit einmal wieder ein Buch. Wer kommt heute zwischen Kindern, Küche und nicht vorhandener Karriere überhaupt noch dazu? Der Roman gefällt mir so gut, dass ich darum bitte, die Operation noch um 1-2 Stunden zu verschieben, aber der Anästhesist lässt da überhaupt nicht mit sich reden. Natürlich ist von Anfang an klar, dass die beiden Protagonisten sich am Ende kriegen. Das entspricht nicht ganz der Realität.

 

Mit wem z.B. wären Sie jetzt verheiratet, hätten Sie den ersten rumgekriegt, bei dem Sie die Vorstellung, abends mit einem Schnittchenteller vor „Wetten dass…“ auf der gemeinsam angeschafften Hülsta-Garnitur zu sitzen, tief in Ihrem Herzen getragen haben? Ich für meinen Teil möchte jedenfalls diesen Gedanken lieber nicht weiterverfolgen…(sehe mich im Geiste Elefantenkot aus grünen Overalls waschen…eine meiner ersten Lieben hieß Martin, seines Zeichens Tierpfleger im Zoo!). Aber so in Büchern sind Happy Ends immer schön zu lesen. Habe ich immer gemocht. Jetzt, wo man quasi erwachsen ist, weiß man so ein fröhliches „…und sie liebten sich bis ans Ende ihrer Tage…“ ja auch einzuordnen. Es ist genau das, wonach es aussieht: märchenhaft! Meine Güte, es hat aber lange gebraucht, bis ich das tatsächlich realisiert habe! Im Grunde ist es noch gar nicht lange her, da  

 g  l a u b t e  ich an Happy Ends!! Ich meine, von klein auf  wird uns doch erzählt, dass, wenn sie nicht gestorben sind, sie noch heute glücklich und zufrieden leben würden…!! Nicht eines der Märchen beschreibt, wie es nach so einem Happy End denn eigentlich weitergeht. Ende ist  in jedem Märchen Ende. Aber nicht im wirklichen Leben! Ich hätte schon damals mit Fünf merken müssen, dass es da irgendwo einen Haken gab. Spätestens, als der Prinz Dornröschen nach 100-jährigem Schlaf wach küsste, hätten bei mir die Alarmglocken schrillen müssen!! Alles Lüge, frei erfunden! Wer küsst schon eine Prinzessin, die sich 100 Jahre nicht die Zähne geputzt hat?!?

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Aber all die Jahre habe ich wider besseren Wissens an der Vorstellung festgehalten, dass, hat man erst seinen „Traumprinzen“ gefunden, einfach alles für jetzt und die Zukunft gut sein wird! Geben Sie es zu…Ihnen ging es genauso! Haben wir nicht alle einige Male und bei einigen Männern das Gefühl gehabt, am Ziel unserer Träume zu sein?!? Manchmal ging das bei mir im Drei-Monats-Takt! Was wiederum die Frage aufwirft:

 

Was machte damals in meinen Augen einen Traumprinzen aus?

 

Das konnten sein:

 

→ seine strahlend blauen Augen

 

→ seine treuen braunen Augen

 

→sein 3-er BMW (symbolisiert zukünftigen Erfolg)

 

→sein 5-er BMW (symbolisiert Erfolg)

 

→ leger getragene Anzüge (steht für Kompetenz und Souveränität)

 

→er hält im Restaurant die Tür auf

 

→er hilft im Restaurant aus dem Mantel

 

→er bezahlt im Restaurant die Rechnung

 

→er besucht überhaupt Restaurants

 

→er überrascht regelmäßig mit kleinen Aufmerksamkeiten

 

→er bewohnt ein chices Appartement in guter Wohnlage oder

    plant zumindest, sich eines zu suchen, wenn das Studium beendet
    und er bei seiner Mutter ausgezogen ist

 

 

Naja, war kein Kriterium erfüllt, reichte es auch einfach aus, z.B. cooler DJ in einer angesagten Szene-Discothek zu sein (hierbei spielte das Aussehen eine untergeordnete Rolle, da schummrige Nebelschwaden-Beleuchtung kleine Unansehnlichkeiten kaschierte), oder, ach ja, wie bereits erwähnt, etwas Exotisches wie eben Elefantenpfleger im Tierpark. Ganz spontan fällt mir da noch Gabor ein. Ihn hätte ich vom Fleck weg ausschließlich wegen seines italienischen Nachnamens geheiratet!! Caroline Boschetti…der Hammer!! Dass er noch bei seiner Mutter wohnte- egal! Das er – so gar nicht italienisch- rosa Schweinchenhaut und Geheimratsecken bis zum 4. Nackenwirbel hatte- na und?!? Was mich interessierte, war ausschließlich sein Name. Unseren Söhnen würden wir klangvolle Vornamen wie Marco oder Aldo geben und es gäbe jeden Tag Pizza und Pasta. Aber Gabor entschied sich letztendlich doch für Mutti…

 

Und dann der schwule Jörn. Sein Coming Out kam erst Jahre später, so dass ich nicht die Befürchtung haben musste, dass seine sexuelle Sinneswandlung in unmittelbarem Zusammenhang zu unserer damaligen Beziehung stand…Ich hatte allerdings damals immer schon so eine Ahnung- ihm standen Pastelltöne verdächtig gut! Zunächst fand ich ihn jedoch durch und durch männlich. Er hatte alle Eigenschaften, die einen Mann in meinen Augen ausmachten. Welche das genau sind, wollen Sie wissen? Ich muss nachdenken. Was macht einen Mann zum Mann? Er rülpst? Trägt seine Socken drei Tage? Räumt nicht auf? Schaut Frauen hinterher? Hört nicht zu? Ihre Augenfarbe kennt er nicht, weil er so hoch erst gar nicht guckt?Naja, so in etwa…

 

Meine Gedanken kreisten seinerzeit jedenfalls ganz und gar um meine rosige Zukunft als verheiratete Frau mit zwei süßen, adrett angezogenen Kindern, einem Haus mit einem weißen Gartenzaun, einem Mann, der abends hinter seinem grauen Business-Zweiteiler einen Strauß roter Rosen verbirgt und glücklich meinen mit Liebe zubereiteten Sauerbraten verspeist (bis heute habe ich noch nicht einmal einen Sauerbraten gegessen, geschweige denn, gekocht!).

 

Das alles hätte ich damals natürlich nie, aber auch niemals zugegeben! Meine offizielle Version lautete stets: erst einmal einen tollen Job, vorzugsweise in der Werbebranche, eigenes Geld verdienen (und zwar viel!), eine kühl durchgestylte Wohnung und ab und zu, für den Hunger zwischendurch, einen knusprigen Mann! Auch die Zukunftsvisionen meiner Freundinnen sahen ganz ähnlich aus. Schaukelnde Kinder, ein im Garten tollender Hund und meterweise blütenweiße Wäsche spielten in ihren Tagträumen eine tragende Rolle (den Innenpool und die beschürzte Haushälterin will ich hier einmal unerwähnt lassen…).Ich sage ja: wir alle glaubten nur zu gern an Happy Ends-so lange, bis wir sie dann am eigenen Leib erfahren mussten (oder eben nicht). Ich habe bereits ein Happy End von A – Z durchgemacht und habe erst nach einem langen, schleichenden und zu guter Letzt ernüchternden Prozess die Erkenntnis erlangt, das es doch tatsächlich ein Leben nach dem „glücklichen“ Ende gibt! Das ist der Unterschied. Das ist es, warum ich nach Filmen wie „Pretty Woman“ oder „Notting Hill“ ungerührt an die Steuererklärung gehe, während andere noch nach der zweiten Packung Kleenex suchen…

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Die nächsten Kapitel findet Ihr unter "Blog"!

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